Heike Behr zur Einrichtung der Oberstufe an der IGS

Heike Behr am 18.10.2018 im Rat der Stadt Rotenburg zur Debatte über die Einrichtung der Oberstufe an der IGS:

Sehr geehrter Herr Ratsvorsitzender, sehr geehrter Herr Bürgermeister, geehrte Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Vertreter der Rotenburger Kreiszeitung und der Rotenburger Rundschau, sehr geehrte Damen und Herren

Der Rat der Stadt Rotenburg wird heute eine Entscheidung zur Einrichtung der Oberstufe an der IGS-Rotenburg treffen, die für die Schülerinnen und Schüler der IGS, aber auch für deren Eltern sowie den Lehrerinnen und Lehrern von einiger Bedeutung sein wird.

Es geht bei dieser Entscheidung also um das Wohl von Menschen, ihren Möglichkeiten und Chancen. Es geht um die Antwort auf die Frage, was die Rotenburger Schullandschaft ihren Schülerinnen und Schülern in dieser Hinsicht in Zukunft bieten kann.


[In der beschließenden Ratssitzung 2009 gab es eine Oberstufen Diskussion, aber keinen Beschluss eine solche nicht einzurichten]


Mit seiner ersten Antwort auf diese Frage hat sich der Rat der Stadt Rotenburg in seiner Sitzung am 30.04.2009 nach intensiver Diskussion ganz bewusst gegen die Einrichtung einer Oberschule und für die Einrichtung einer IGS [mit ihrem Konzept des gemeinsamen Lernens] entschieden und damit für eine Schulform mit gymnasialem Angebot, zu der selbstverständlich eine Oberstufe gehört


[und auf die nur ausnahmsweise verzichtet werden kann].


Die damalige Schulausschussvorsitzend Frau Dr. Schumann-Mößeler hat sich in jener Ratssitzung ausdrücklich dafür ausgesprochen, sich den Aufbau einer gymnasialen Oberstufe als Option offen zu halten. Einige Ratsmitglieder [Ralf Borngäber, Thomas Lauber, Ute Pommerien und Heidemarie Pläschke] haben damals erklärt, dass sie die Einrichtung einer Oberstufe zu einem späteren Zeitpunkt für möglich halten, bzw. wünschenswert wäre.
Bei 4 Gegenstimmen hat der Rat den Aufbau der IGS-Rotenburg beschlossen und wohlweislich darauf verzichtet einen ablehnenden Beschluss zur Oberstufe an der IGS-Rotenburg zu formulieren.


[Wäre auch irrelevant gewesen]


Nun hat sich die Welt weitergedreht

Die Kultusministerkonferenz der Länder hat in diesem Jahr ihre letzte Vorausberechnung der Schüler- und Absolventenzahlen korrigiert und festgestellt, dass deutlich mehr Schüler zu erwarten sind. Zudem ist der Trend zu höherer Schulbildung ungebrochen.

Wir werden uns also keine Sorgen um die Nachfrage nach Kurs- oder Profilangeboten an der Oberstufe unseres Ratsgymnasiums oder der Berufsbildenden Schulen machen müssen.

Zumal der Einzugsbereich beider Schulen und ihr guter Ruf weit über Rotenburg hinaus reichen. Nicht ausreichende Schülerzahlen dürften für diese Schulen also kein Problem werden.

In Zeven hat man übrigens ein paar Jahre später diese Entscheidung des Rotenburger Stadtrates aus dem Jahr 2009 nachvollzogen und die dortige Oberschule in eine IGS umgewandelt. Denn auch dort hat man erkannt, dass die gemeinsame Beschulung von Kindern mit unterschiedlicher Lernbegabung eine Win-Win-Situation für alle Schülerinnen und Schüler schafft.

Nun macht sich die IGS-Zeven daran ein Oberstufenangebot in Zusammenarbeit mit den Berufsbildenden-Schulen-Zeven zu entwickeln. Denn man weiß auch dort, dass für die Umsetzung des erfolgreichen pädagogischen Konzepts des gemeinsamen Lernens, leistungsstarke Schüler mit der Option auf den Besuch einer Oberstufe an der IGS gebraucht werden.

Und da dieser Oberstufenwunsch der IGS-Zeven parteiübergreifend begrüßt wurde, bin ich davon ausgegangen, dass das pädagogische Konzept der integrierten Gesamtschulen mittlerweile parteiübergreifend anerkannt ist.

Das ist auch richtig so, weil viele Schüler nach der Grundschule einfach noch nicht so lernstark sind wie sie sein könnten. Sie entwickeln sich eben später und an der IGS nicht zuletzt auch durch die Förderung der Besseren in der Klasse. Diese wiederum intensivieren damit den Lernstoff für sich selbst und erwerben ein großes Repertoire an sozialen Schlüsselkompetenzen.

Ihre integrative Kraft zeigt diese Schule mit ihren Schülern aber auch noch daran, dass sie sitzengebliebene Gymnasialschüler aufnimmt und es diesen ermöglicht, an das Wissen anzuknüpfen, welches sie bereits am Gymnasium erworben haben. Es ist wohl jedem klar, dass dies auch für deren Bildungs- und Lebensweg ein großer Vorteil ist.

Mit all dem, hat sich die IGS-Rotenburg in der Stadt mit ihrem pädagogischen Konzept etabliert. Nun wünscht sie sich, mit einem eindeutigen Elternwillen im Rücken, die Einrichtung einer Oberstufe an ihrer Schule, um ihren Schülerinnen und Schülern, die sie über viele Jahre begleitet und gefördert hat, eine durchgängige Schullaufbahn bis zum Abitur zu ermöglichen. Einerseits.

Aber natürlich auch, damit sie für Schüler mit Gymnasialempfehlung weiter attraktiv bleiben kann und ihr integratives pädagogisches Konzept, für das sich der Rat 2009 entschieden hat, weiter so erfolgreich wie bisher weiterführen kann.
Bürgermeister Weber hat mit seiner Verwaltung einen Plan zur Umsetzung der Oberstufe an der IGS entwickelt, der der finanziellen Situation der Stadt Rotenburg gerecht wird. Darüber, Herr Bürgermeister, freue ich mich sehr und die SPD-Fraktion dankt Ihnen dafür ausdrücklich.

Wir haben also heute, mit dem Beschluss zur Einrichtung einer Oberstufe, die Möglichkeit die IGS-Rotenburg zu dem zu machen was sie sein will und auch sein soll: Eine weitere gute attraktive Rotenburger Schule mit vielen Chancen und Möglichkeiten für die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler aus der Stadt Rotenburg und, wenn möglich, auch umzu.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen,

die in der vergangenen Diskussion gerne hier und da beschworenen guten Haupt- und Realschüler von einst trafen nach ihrem Schulabschluss auf eine andere Lebenswirklichkeit und auf andere berufliche Anforderungen als die Schüler heute.

Vergessen wir nicht, dass die Welt des dreigliedrigen Schulsystems untergegangen ist, weil Eltern für ihre Kinder Bildungschancen vermisst haben.


[Die Hauptschule ist leergelaufen]


Und auch die Stellung des Abiturs in der Welt hat sich gewandelt. Heute ist das Abitur nicht mehr allein die Eintrittskarte in die Welt der Eliten sondern zunehmend die Eintrittskarte in eine immer anspruchsvollere Berufswelt.

In eine Welt des lebenslangen beruflichen Lernens.

In eine Welt, in der Menschen mit Abitur einfach besser vorbereitet sind auf die Wandlungen des Arbeitsmarktes und damit mehr Chancen auf die selbstbestimmte Gestaltung ihres Lebens.

Und letztlich wissen wir doch alle hier, dass die Fragen der Gegenwart und der Zukunft nicht mit Antworten aus den 50er oder 60er Jahren befriedigend beantwortet werden können.

Eltern und Schüler wissen das schon lange. Eltern deren Kinder nicht an einem Gymnasium unterrichtet werden, erwarten deshalb zu Recht, dass die Politik den Weg frei macht für die individuelle Entscheidung der Bildungswege ihrer Kinder, unabhängig vom Elternhaus und dessen Möglichkeiten.

Haben sie Mut, verehrte Kolleginnen und Kollegen.

Stimmen Sie heute partei- und fraktionsübergreifend für die Einrichtung einer Oberstufe an der IGS.

Lassen Sie uns weiter gemeinsam die Zukunft der Schullandschaft in der Stadt Rotenburg gestalten und geben sie ihre Stimme für ein Mehr an Chancen und Möglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler an der IGS.

Zum Schluss:

[Der ehemalige Ratsherr Oliver Credo hat in der Ratssitzung 2009 zur Einrichtung der IGS darauf hingewiesen, dass das Ratsgymnasium nicht unter der Einrichtung einer IGS leiden werde.
Ich bin davon überzeugt, dass gilt auch heute für die Einrichtung einer Oberstufe an eben dieser IGS.
Und es gilt, auch davon bin ich überzeugt, für die Berufsbildenden Schulen, ebenso.]

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit